Hilfe bei Behinderung
In Deutschland leben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 7,8 Millionen Menschen mit einer Behinderung. Sie möchten selbstbestimmt an unserer Gesellschaft teilhaben wie alle anderen. Wir helfen ihnen im Alltag, in der Freizeit, in Sachen Bildung und Beruf – mit unseren rund 3.700 Angeboten der Diakonie Behindertenhilfe. Dazu zählen Wohnheime, Beratungsstellen, ambulante Dienste und vieles mehr.
Bundes-Teil-Habe-Gesetz in Leichter Sprache
Es wird schwerer Eingliederungs-Hilfe zu bekommen.
Menschen, die viel Hilfe brauchen, werden ausgeschlossen.
Häufige Fragen
Menschen mit Behinderung erfahren deutlich häufiger sexualisierte Gewalt als andere. Magdalene Sadura vom Frauennotruf Bielefeld erklärt unten, wo es Hilfe gibt. Hier finden Sie Hintergrundinfos.
Magdalene Sadura: Sie haben Angst, dass ihnen niemand glaubt. Oder der Täter hat ihnen Angst gemacht: "Wenn du das erzählst, passiert deinen Angehörigen etwas Schlimmes". Manchmal behauptet er: "Was ich tue, ist ganz normal. Wenn du nicht behindert wärst, würdest es gut finden". Manche Menschen mit Behinderung sind unsicher, ob ihnen überhaupt Gewalt widerfährt. Denn sie müssen schon von klein auf unangenehme medizinische Behandlungen über sich ergehen lassen. Dabei lernen sie, Alarmsignale des Körpers zu unterdrücken. Manche können nicht ohne Hilfe bei einer Beratungsstelle anrufen oder eine E-Mail schreiben.
Wichtig ist, Menschen mit Behinderung zu ermutigen, (wieder) auf ihr Körpergefühl zu hören. Gibt es in Ihrem Umfeld eine Person, der Sie vertrauen und an die Sie sich wenden können? Diese Person kann Hilfe holen. Es gibt deutschlandweit Frauennotrufe und Beratungsstellen, die auch bei der Frage helfen, ob man die Polizei einschalten sollte. Das Bundeshilfetelefon (barrierearm) vermittelt Beratungsstellen in der Nähe.
Sadura: Viele Opfer denken: "Mit mir stimmt etwas nicht". Dabei ist ihre Reaktion auf das, was sie erleben mussten, völlig normal. Diesen Teil der Beratung nennen wir Stabilisierung und Psycho-Edukation. Opfer bekommen aber auch praktische Tipps: Können sie den Täter verklagen? Welche Therapieformen gibt es? Wir begleiten Betroffene zur Polizei, zum Rechtsanwalt oder zum Gericht.
Menschen mit Behinderung haben die gleichen Rechte wie Menschen ohne Behinderung. Wichtig ist, sie ernst zu nehmen und mit ihnen selbst statt mit Begleitpersonen zu sprechen. Die Ohnmachtserfahrung, die bei sexualisierten Gewalttaten in extremer Form erlebt wird, kann sonst wiederholt werden und zur Retraumatisierung führen. Angehörige und Mitarbeitende, die unsicher sind, ob ihre Gefühle und Beobachtungen richtig sind, können sich bei einer Beratungsstelle eine zweite Meinung einholen.
Sadura: Sprechen Sie mit Menschen mit Behinderung über Sexualität. So können sie selbst ein Gefühl dafür entwickeln: Welche Nähe möchte ich zulassen, wo brauche ich Distanz und wie kann ich das meinem Gegenüber vermitteln? Menschen mit Behinderung sind häufig auf professionelle Unterstützung angewiesen. In solchen Abhängigkeitsverhältnissen ist die Gefahr von (sexualisierter) Gewalt besonders groß, da Täter sie ausnutzen, um ihre Macht zu demonstrieren.
Deshalb ist es wichtig, dass Prävention schon früh ansetzt: Menschen mit Behinderung müssen üben, Grenzen zu setzen. Das beginnt damit, dass sie Entscheidungsmöglichkeiten haben und zum Beispiel mit einer Person, die sie nicht mögen, das Zimmer nicht teilen müssen. Wichtig für die Prävention in Institutionen ist ein Klima, in dem das Thema 'sexualisierte Gewalt' offensiv behandelt wird und klar ist, dass so etwas nicht toleriert wird. Dazu gehört, dass Mitarbeitende wissen, an wen sie sich wenden können.
Interview: Diakonie/ Stephanie Häfele